ANTONIO GRAMSCI wird 1891 in Ales auf Sardinien, Italien, geboren. Als Journalist unterstützt er die Turiner Fabrikrätebewegung. 1921 wird er Mitbegründer der Kommunistischen Partei Italiens, ein Jahr später deren Abgeordneter bei der Kommunistischen Internationale in Moskau. Seit 1924 ist er Mitglied des italienischen Parlaments. 1926 wird er von den Faschisten verhaftet. Die Niederlage der emanzipatorischen Bewegungen in den entwickelten kapitalistischen Gesellschaften wird für ihn im Gefängnis zum Anlass, seine Philosophie der Praxis zu schärfen und Vorschläge zur strategischen Neuorientierung der Arbeiterbewegung zu entwickeln. Gramscis Weiterentwicklung der marxschen Kritik der politischen Ökonomie gilt bis heute als wegweisend für jede praxisorientierte Kapitalismuskritik. Gramsci stirbt am 27. April 1937 an den Folgen seiner Inhaftierung.
Die BRAUNSCHWEIGER GRAMSCI TAGE finden seit 2007 jährlich statt. Sie verknüpfen aktuelle Debatten der gesellschaftlichen Linken mit der Vermittlung von theoriegeleiteten Fertigkeiten zur Analyse kapitalistischer Zusammenhänge. In der Tradition von Gramscis Philosophie der Praxis wollen sie einen Raum bieten, in dem sich die Aneignung von Wissen mit der Diskussion theoretischer und praktischer Probleme der Emanzipation von Herrschaft und Unterwerfung paart. Die 12. Braunschweiger Gramsci Tage erfolgen in Kooperation der Braunschweiger Initiative für eine andere Politik, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V., dem Deutschen Gewerkschaftsbund Region SüdOstNiedersachsen und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft – Bezirksverband Braunschweig.
GEGENMACHT entwickelt sich aus dem Widerstand gegen die „konzentrierte gesellschaftliche Macht“ (MARX) des Kapitals. Im Unterschied zum NEWTONschen Gesetz der Physik, nach dem „Kraft = Gegenkraft“, sieht sich gesellschaftliche Gegenmacht mit Restriktionen konfrontiert, die durch die herrschende Macht selbst erzeugt werden und ihre Wirkung limitieren. In Anlehnung an Hans Magnus Enzensbergers Roman zum Spanischen Bürgerkrieg kann immer nur von kurzen Sommern der Gegenmacht gesprochenen werden (1918, 1936, 1968). Nicht die Gegenmacht der subalternen Klassen begrenzte die Macht der herrschenden Ökonomie; es waren die herrschenden Verhältnisse, die in letzter Instanz der Gegenmacht Schranken setzten. Der französische Begriff für Macht („pouvoir“) verweist in seiner Doppeldeutigkeit auf „Können“, auf die Fähigkeit, gegen die Beharrungskräfte der herrschenden Ordnung Veränderungen auch erzwingen zu können.