Florian Muhl und Katharina Niebergall: Militarisierung in Bildung und Wissenschaft

Katharina Niebergall:

Um die mit der „Zeitenwende“ forcierte Kriegstüchtigkeit herzustellen, wird der Kampf um die Köpfe geführt. In diesem Ringen um Hegemonie spielen Bildungseinrichtungen wie Schulen eine zentrale Rolle. Hier wird zunehmend versucht, Schüler:innen etwa durch Jugendoffiziere die vermeintliche Notwendigkeit von Krieg, Wehrpflicht und Aufrüstung zu verkaufen. Doch die Bundeswehr hat aus guten Gründen in Erziehung und Bildung nichts verloren. Stattdessen brauchen wir echte Demokratie- und Friedenserziehung, die junge Menschen auch dazu befähigt, für ihre Interessen einzutreten und sich gegen Krieg und für Frieden einzusetzen. Die Gewerkschaften müssen die Kolleg:innen dazu ermutigen und befähigen, diese zu etablieren und zu verankern.

Auch die Hochschulen sollen im Kontext der allgemeinen gesellschaftlichen Militarisierung für die Aufrüstungspolitik instrumentalisiert und für Rüstungsforschung bzw. die Militarisierung legitimierende Projekte geöffnet werden. Selbstverpflichtungen von Hochschulen, nur für zivile Zwecke forschen zu wollen, stehen unter Beschuss (vgl. das Bayrische Gesetz zur Förderung der Bundeswehr) und durch die strukturelle Unterfinanzierung der Hochschulen wird finanzieller Druck erzeugt, sich Drittmittelgebern zu öffnen. Dies läuft der Präambel des Grundgesetzes wonach „dem Frieden der Welt zu dienen“ ist, zuwider. Die Wissenschaft hat im Lichte dieses Friedensgebots stattzufinden und es ist Aufgabe aller Mitglieder der Hochschulen und ihrer Organisationen diese Orientierung konsequent und im Konflikt zu verfolgen.

Katharina Niebergall arbeitet als Lehrerin für Mathematik und Chemie an einer Gesamtschule und ist engagiert in der jungen GEW NRW. Sie ist Vertrauensfrau der GEW und aktiv in der gewerkschaftlichen Friedensarbeit.